Ihre aktuelle position: Aktuelles/ Ökopark

Für eine grüne Zukunft unser Miteinander stärken – Interview mit Jia Feng

2023-08-21 14:15 Ökopark


@ Zhao Zuochen


Für eine grüne Zukunft unser Miteinander stärken

Interview mit Jia Feng


Grüne und nachhaltige Entwicklung liegt in den Genen des Deutsch-Chinesischen Ökoparks Qingdao. Ansätze und Erfahrungen bei der Umsetzung grüner Entwicklungsziele noch intensiver zu diskutieren und Lösungen für die Zukunft zu finden, ist das Anliegen des Deutsch-Chinesischen Nachhaltigkeitsdialogs, sagt Jia Feng, stellvertretender Abteilungsleiter für Umweltentwicklung im Verwaltungskomitee des Ökoparks und Vizepräsident des YuanDao-Zentrums für eine grüne und nachhaltige Entwicklung, das die Konferenz organisiert. Der Nachhaltigkeitsdialog soll als Plattform der deutsch-chinesischen Umweltkooperation künftig jährlich im Oktober stattfinden.


Herr Jia, Ende Oktober soll im Deutsch-Chinesischen Ökopark erstmals ein Deutsch-Chinesischer Nachhaltigkeitsdialog stattfinden, der Auftakt für eine künftig jährliche Veranstaltung dieser Art sein soll. Welche Ziele werden damit verfolgt?


Nachdem 2010 Deutschland und China vereinbart haben, in Qingdao die Entwicklng eines Deutsch-Chinesischen Ökoparks zu unterstützen, wurde 2013 begonnen, dieses Gewerbegebiet aufzubauen, in dem Arbeiten und Leben eine Einheit bilden. Allgemein wird davon ausgegangen, dass für die Entwicklung eines Gebietes dieser Art etwa 20 Jahre benötigt werden, ehe es seine volle Wirkung entfaltet. In den ersten zehn Jahren müssen die Grundlagen geschaffen werden. Im zweiten Jahrzehnt kommt es darauf an, die Funktionen zu vervollkommnen, es den Anforderungen an eine urbane Entwicklung anzupassen.


© pt


Wir befinden uns jetzt genau an der Schwelle zwischen der ersten und der zweiten Entwicklungsphase. Im ersten Jahrzehnt haben wir viel getan, um eine grüne Entwicklung zu ermöglichen. Wir haben Unternehmen angesiedelt und gleichzeitig das Lebensumfeld der ursprünglichen Bevölkerung verbessert und ein attraktives Umfeld geschaffen, das neue Bewohner anzieht. Wir sind erste Schritte auf dem Weg der Urbanisierung gegangen und haben uns dabei von Nachhaltigkeitsprinzipien leiten lassen. An der Schwelle zu einer neuen Entwicklungsetappe ist es also Zeit, Erfahrungen zusammenzufassen, um für eine Vertiefung der nachhaltigen Entwicklung im kommenden Jahrzehnt die Grundlagen zu schaffen und neue Entwicklungsziele zu formulieren.

Schließlich stehen wir sowohl in der nationalen als auch in der internationalen Entwicklung bestimmten Schwierigkeiten gegenüber. Widersprüchen. Das Streben nach einer nachhaltigen Entwicklung ist davon aber nicht beeinflusst. Wie auch immer sich das Unfeld gestaltet, ist dieses Streben unser gemeinsames Ziel.


All das macht es notwendig, einen deutsch-chinesischen Diaolog für mehr Nachhaltigkeit zu führen. Ja, zu intensivieren.


Nachhaltigkeit in der Entwicklung zu sichern, ist sowohl für Deutschland als auch für China ein wichtiges strategisches Ziel. Worauf kommt es dabei in erster Linie an?


In den vergangenen zehn Jahren haben wir hier im Deutsch-Chinesischen Ökopark gezeigt, dass sowohl die Gesellschaft als auch die Unternehmen davon profitieren, wenn grüne und nachhaltige Entwicklungsziele und -normen durchgesetzt werden, obwohl es gerade auch für Unternehmen ein Kostenfaktor ist. Aber wenn Präsident Xi Jinping sagt, „klares Wasser und grüne Berge – das ist der wahre Reichtum“, müssen wir uns selbstverständlich auch die Frage stellen, was diesen Reichtum eigentlich ausmacht.


Deswegen müssen wir die Entwicklung nachhaltiger gestalten und die gesamte Gesellschaft noch stärker in dem gemeinsamen Ziel einigen, die Umweltprobleme zu lösen. Wir brauchen neue Grundlagen und einen Konsens, wie Nachhaltigkeit künftig effektiver gestaltet werden kann – im Einklang mit den Interessen von Unternehmen und Gesellschaft.


Nationale und internationale Normen müssen den sich veränderten Bedingungen noch besser angepasst werden.


Was genau muss getan werden?


Ich glaube, bisher war Nachhaltigkeit ein Thema für Regierungen und für Unternehmen. Künftig muss es noch stärker eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden. Wir brauchen ein Bewusstsein, dass jeder in der Gesellschaft im Alltag Verantwortung für eine grüne Zukunft trägt. Auch wenn es aus Sicht jedes Einzelnen scheint, keinen entscheidenden Beitrag für Nachhaltigkeit leisten zu können, sind viele kleine Beiträge in ihrer Summe ein entscheidender Schritt voran.


Und zweitens müssen wir aus nationaler Sicht überlegen, wie wir uns noch schneller den internationalen Normen der nachhaltigen Entwicklung anpassen. Das ist insbesondere wichtig, wenn wir unsere Position im internationalen Handel und in der internationalen Arbeitsteilung ausbauen wollen. Wir sind ja nicht isoliert. Es reicht also nicht, nur national Maßnahmen zu ergreifen, um eine grüne Entwicklung zu sichern. Unsere nationale Politik muss mit den weltweiten Bemühungen für eine grüne Entwicklung Hand in Hand gehen. Notwendig ist, das Miteinander für eine grüne Zukunft zu stärken. Und das recht schnell.


Können Sie sagen, was Deutschland und China für eine künftige nachhaltige Entwicklung gemeinsam beitragen können?


Nun, Deutschland ist in Europa eindeutig Vorreiter der grünen Entwicklung. Wir in China haben in den vergangenen Jahren aufgeholt und an Tempo zugelegt. Das ist nicht nur auf staatlicher Ebene zu sehen, sondern auch auf der lokalen. Dabei konnte sich China an Erfahrungen orientieren, die in Deutschland gemacht wurden. Etwa an der urbanen Entwicklung in Freiburg am Breisgau, das ja ein Leuchtturm der Nachhaltigkeit ist. Ich denke, es gibt im Großen und im Kleinen vieles, das wir von Deutschland lernen können, angefangen von Umweltnormen bis hin zu technischen Entwicklungen, die es ermöglichen, diesen Umweltnormen zu entsprechen. Als ein Gewerbegebiet der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit spielt der Ökopark bei der Verbreitung der deutschen Erfahrungen in China eine wesentliche Rolle.


Ich erinnere mich noch gut daran, dass der erste deutsche Investor, der hier im Ökopark ein Unternehmen aufgebaut hat, auf einer Bodenanalyse auf Umweltverträglichkeit bestand. Das war für uns neu und wir haben diese Methode von Deutschland gelernt und übernommen.


Das ist nur ein Beispiel, das aber deutlich macht, das es viele kleine Details gibt, auf die es bei einer nachhaltigen Entwicklung ankommt und die es zu berücksichtigen gilt. Da lohnt es sich, von Deutschland zu lernen. Das betrifft auch die deutschen Entwicklungen im Bereich des Wasserstoffantriebs oder neue Methoden zur Energieeinsparung und Erzeugung umweltfreundlichen Stroms.


Sie haben selbst gesagt, dass China in den vergangenen Jahren in verschiedenen Bereichen der nachhaltigen Entwicklung Fortschritte gemacht hat. Wird in China von deutsch-chinesischer Kooperation gesprochen, wird vor allem betont, was China von Deutschland lernen kann. Gibt es denn gar nichts, was Deutschland von China lernen kann?


Ich meine, es kommt darauf an, dass wir unsere Partner noch besser verstehen, dass wir füreinander noch mehr Verständnis haben. Zweifellos hat Deutschland im Bereich der Nachhaltigkeit viel geleistet und wichtige Technologien entwickelt. China hat in den vergangenen Jahren das Tempo erhöht. Und wahrscheinlich auch in dem einen oder anderen Bereich internationale Spitzenleistungen erreicht. Aus verschiedenen Gründung gelingt es uns aber nicht, die Erfolge der anderen Seite wirklich wahrzunehmen und zu verstehen. Deshalb sind Veranstaltungen wie unser Dialog so wichtig. Es geht darum, den Partner zu verstehen und herauszufinden, wo der Partner Vorteile hat und wo es ihm mangelt. Und wie wir uns ergänzen können. Wir müssen gegenseitiges Vertrauen aufbauen und so die Grundlagen für gemeinsames Handeln schaffen.


Wir befinden uns nicht mehr in der Anfangsphase der chinesischen Reformen, als Deutschland für den „Schüler“ China ein willkommener „Lehrer“ war. Die Grundlage für die künftige Zusammenarbeit ist, dass heute zwei „Meister“ miteinander gleichberechtigt kooperieren.


Deshalb ist es so wichtig, sich noch besser kennenzulernen und herauszufinden, in welchen Bereichen der eine von dem anderen lernen kann. Wir sind zwar beide „Meister“, aber zum Teil in unterschiedlichen Fächern, die sich aber im Ganzen ergänzen. Herauszufinden, welche das sind, auch dazu soll der Dialog dienen. Wir müssen die jeweiligen Vorteile der anderen Seite entdecken, um sie zusammenzubringen und gemeinsam neue Horizonte zu erschließen.


Es ist kein Geheimnis, dass die Beziehungen zwischen unseren Ländern derzeit nicht die besten sind. Allerdings wissen beide Seiten auch, dass globale Probleme wie der Klimaschutz nur gemeinsam und nicht ohne den anderen zu lösen sein werden. Welche Bedeutung wird in dieser Hinsicht der Deutsch-Chinesische Nachhaltigkeitsdialog hier im Ökopark haben und wie wird er sich von anderen Foren unterscheiden, die ebenso das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen?


Unser Forum soll keine politische Diskussion sein, sondern eine Plattform zur offenen und auf Augenhöhe geführten Diskussion ganz praktischer Erfahrungen bei der Umsetzung von Zielen einer nachhaltigen Entwicklung. Es geht um Normen, technische Innovation und Produkte. Organisiert wird es nicht durch eine lokale Regierung, sondern durch ein privates gemeinnütziges Unternehmen, das YuanDao-Zentrum für eine grüne und nachhaltige Entwicklung. – Mit Jia Feng sprach Peter Tichauer –


Das Interview erscheint in der Herbstausgabe von "China insight".

Verwaltungskomitee des Deutsch-Chinesichen Ökoparks Qingdao No.2877, Tuanjie Lu, West Coast New Area, 266426 Qingdao, China ©2018 Deutsch-Chinesischer Ökopark Qingdao.