© Zhao Shanshan
Andere tragen ihre Haare offen oder binden sich einen Zopf. Du Wentings Markenzeichen ist dagegen ein kleiner, kecker Dutt. Bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung wippt er lustig. Die junge Frau, Mutter einer kleinen Tochter und eines Sohnes, scheint immer gut gelaunt zu sein. Stets geht von ihr ein Strahlen aus, auch wenn sie, wie zu oft, von Versammlung zu Versammlung hetzt. Heiterkeit und ein offenes Herz, auch das sind Du Wentings Markenzeichen, die im 2019 gegründeten Deutsch-Chinesischen Treffpunkt stellvertretende Teamleiterin ist.
Dem Treffpunkt mehr Gesicht
„Na ja“, lacht sie fröhlich, „das mit der Funktion ist etwas zu hoch gegriffen. Wir sind doch nur ein ganz kleines Team.“ Mit typisch chinesischer Bescheidenheit fügt sie an: „Uns eint ein Ziel und wir alle ziehen gemeinsam an einem Strang.“ Chef, „einfacher“ Mitarbeiter – welche Rolle spiele das?
Das „gemeinsame Ziel“ ist, „das in den vergangenen zweieinhalb Jahren geöffnete ‚Fenster‘ noch weiter aufzustoßen“. Die Idee des Treffpunkts, Plattform für die Entwicklung umfassender Beziehungen mit Deutschland zu sein, von Wirtschaft bis Kultur, von Wissenschaft bis zum persönlichen Austausch zwischen den Menschen beider Länder, fasziniert Du Wenting. Allein aufgrund seiner Geschichte sei Qingdao prädestiniert, diesen Platz einzunehmen. Dazu der Deutsch-Chinesische Ökopark, ein in China „einzigartiges Gewerbegebiet, dessen Entwicklung sowohl von der deutschen als auch von der chinesischen Regierung unterstützt wird“. Es folgt ein bei Du Wenting selten zu hörendes Seufzen: „Die Pandemie hat uns in gewisser Weise einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Nachdem anfangs mit viel Elan an Veranstaltungskonzepten gearbeitet wurde, die zu neuen Aushängeschildern für den deutsch-chinesischen Austausch werden sollten, wie der 2020 erstmals an Qingdaos Olympia-Marina durchgeführte „Tag der deutschen Wirtschaft“, wurden die Initiativen durch Pandemieschutzregeln hier und da ausgebremst. Online-Events seien eine Alternative, aber kaum ein Ersatz für persönliche Treffen, meint Du Wenting. Sich lange mit Trübsal aufzuhalten ist ihr Ding jedoch nicht. Schnell strahlt sie wieder Optimismus aus und sagt: „Wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Neue Ideen sind im Entstehen.
Im Übrigen habe die Pandemie, so ironisch es klingt, auch Positives gebracht. Als die ersten von der deutschen Auslandshandelskammer organisierten Charterflüge für deutsche Geschäftsleute in Qingdao landeten, waren es Du Wenting und ihre Treffpunkt-Kollegen, die die Betreuung im Quarantäne-Hotel übernommen haben. „Das hat nicht nur uns als Treffpunkt, sondern auch Qingdao einen guten Ruf eingebracht. Viele Kontakte entstanden, die uns bei unseren Ansiedlungsbemühungen nützlich sind.“
Standort mit Perspektive
Ansiedlung – am Ende dreht sich alles darum. Mehr deutsche Unternehmen sollen in den Ökopark kommen, „der sich in den vergangenen Jahren so richtig herausgemacht hat“. Die aus Huangdao stammende Du Wenting, die in Xi‘an Anglistik studiert hat und nach einem kurzen Abstecher in Kanton in der Verwaltung eines Huangdaoer Sub-Bezirks für die Ansiedlung von Investoren zuständig war, erzählt, nie gedacht zu haben, hier einmal zu arbeiten. „Wir Huangdaoer waren immer der Meinung, nördlich der Changjiang-Straße hinken sie der Entwicklung hinterher.“ Sie lacht und sagt, die Qingdaoer dächten über die Huangdaoer nicht anders. Nun, davon kann keine Rede mehr sein. Mit einem deutschen Automobilinvestor auf Standortsuche besuchte sie 2013, „als hier nur Brachland war“, erstmals den Ökopark. Irgendwie muss sie gespürt haben, dass das „Brachland“ bald zu einem Gewerbegebiet mit Perspektive wird. Zwei Jahre später bewarb sie sich erfolgreich auf eine Ausschreibung des Ökoparks. „Da war der Asphalt der neuen Tuanjie Lu gerade trocken.“ Peter Tichauer
Der Artikel erscheint Ende Juni in "China insight" 2/2022.