Deutsche Industrie 4.0 plus Qingdaos Industrietradition – das ist eine ideale Kombination, die zu einem Markenzeichen für Qingdao werden kann, sagt der Präsident der Deutschen Handelskammer in China (Ostchina), Clas Neumann. Nachhaltigkeit, die Grundidee des Deutsch-Chinesischen Ökoparks, beginne in China gerade erst zu zünden. Damit habe der Ökopark in der auf eine qualitativere Entwicklung ausgerichteten chinesischen Wirtschaftsstrategie eine besondere Stellung.
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Herr Neumann, die Kammer ist unter dem Motto „Xplore China“ auf Tour. Mit welchem Ziel?
Die Deutsche Kammer hat erkannt, dass wir uns nicht nur auf die großen Städte in China konzentrieren können. Peking, Shanghai, Kanton, auch Shenzhen kennen die meisten. Dort sind sehr viele deutsche Unternehmen ansässig. Doch kleinere Städte, die nicht immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, bieten ebenso Möglichkeiten für Investitionen und Kooperationen. Um darauf aufmerksam zu machen und neue Potenziale zu erschließen, organisiert die Kammer diese Reisen.
Sie waren zuerst in Hainan. Jetzt in Qingdao. Warum?
Selbstverständlich schauen wir bei der Auswahl der Ziele, in welchen Regionen und Städten sich etwas bewegt. Das ist in Qingdao der Fall. Gerade auch im Hochtechnologie-Bereich. Hinzu kommen die sehr intensiven Verbindungen mit Deutschland.
Welchen Eindruck hat die Stadt hinterlassen?
Einen sehr guten – sowohl von den Unternehmen als auch von dem, was sich hier in Forschung und Entwicklung bewegt. Mit war gar nicht so richtig bewusst, dass hier die Universitäten in der angewandten Forschung so stark sind. Dazu die neuen Industrien, beispielsweise im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur. Viele Marktführer in dieser Branche kommen aus Qingdao.
Qingdao will in den kommenden Jahren zu einem Power-House zwischen der Region Peking-Tianjin-Hebei im Norden und dem Jangtsedelta im Süden werden. Sehen Sie dieses Potenzial und welche Chancen erwachsen daraus für deutsche Unternehmen?
Die Region hat in der Tat Potenzial. Dafür sorgt allein schon die Lage direkt am Ozean. Das sorgt immer für schnelle Entwicklung, wie dies ja auch in anderen Gegenden und Ländern zu sehen ist. Dazu kommt, dass sich die Stadt von traditionellen Industrien, etwa Schiffbau und andere Schwerindustrien, konsequent neuen Industrien zuwendet. Diese Zukunftsindustrien können zu einem Markenzeichen werden.
Welchen Platz hat der Deutsch-Chinesische Ökopark bei der Entwicklung dieser Zukunftsindustrien?
Der Deutsch-Chinesische Ökopark hat aus meiner Sicht eine ideale Position. Wir bringen aus Deutschland Industrie 4.0, das Konzept, die Plattform ein. Eine Reihe deutscher Unternehmen, die im Ökopark investiert haben, sind in diesem Bereich tätig. Dazu kommt Qingdaos Industrie. Beides miteinander kombiniert könnte zu Qingdaos Alleinstellungsmerkmal werden, so wie es etwa in Shenzhen die Elektronik ist. Qingdao als Zentrum der schon immer industriell geprägten Provinz Shandong kann sich damit von anderen Standorten absetzen.
Die Regierungschefs beider Länder standen sozusagen an der Wiege des Deutsch-Chinesischen Ökoparks. Als Industriepark hat er gerade für die deutsch-chinesischen Beziehungen eine besondere Rolle. Sie sind das erste Mal hier. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Für eine fundierte Analyse war ich sicherlich nicht lang genug hier. Aber mein erster Eindruck ist durchaus positiv. Rund 40 deutsche Unternehmen sind bereits hier. Das zieht auch Firmen aus anderen Ländern an. Nicht umsonst heißt das Gewerbegebiet Ökopark. Das heißt, von Anfang an geht es auch um nachhaltige Entwicklung. Diese Idee beginnt jetzt erst so richtig zu zünden. Denn China legt auf Nachhaltigkeit, auf höhere Qualität der Entwicklung immer mehr Aufmerksamkeit. Der Ökopark ist in dieser Hinsicht ein idealer Standort. Ganz offen gesagt: Ich bin nicht mit besonderen Erwartungen hergekommen. Insofern wurden meine Erwartungen sogar übererfüllt. Ich bin sehr überrascht, was sich hier entwickelt und nehme sehr viele positive Eindrücke zurück nach Shanghai.
Peter Tichauer