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Es ist wichtig, die „Komfortzone“ der Städte der 1. Reihe, in denen die meisten deutschen Investitionen in China konzentriert sind, zu verlassen und Geschäftsmöglichkeiten in den nicht weniger boomenden Städten der 2. Reihe zu sondieren. So in etwa formulierte Clas Neumann, Präsident der Deutschen Handelskammer in China (Ostchina), die Ziele der Veranstaltungsserie „Xplore China“. Nach Hainan war die ostchinesische Küstenstadt Qingdao Station. Mehr als 30 Vertreter deutscher Unternehmen aus allen Bereichen der Wirtschaft haben sich vom 16. bis 18 Juni über wirtschaftliche Strategien der Stadt informiert, mit Regierungsvertretern über Perspektiven der Kooperation diskutiert sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen besucht. Die starke industrielle Basis der Provinz Shandong im Allgemeinen und Qingdaos im Besonderen sowie Deutschlands Industrie 4.0 seinen ein guter „Match“, so Clas Neumann. Qingdaos Ausrichtung auf Innovation biete auch deutschen Unternehmen Möglichkeiten für zukunftsweisende Kooperationen mit chinesischen Partnern.
Höhepunkt der Erkundungsreise nach Qingdao war der Besuch im Deutsch-Chinesischen Ökopark am Nachmittag des 17. Juni. Das Gewerbegebiet ist ein besonderes Symbol deutsch-chinesischer Kooperation. Das betonte der scheidende Deutsche Botschafter in China, Clemens von Goetze, in einer Videobotschaft. Er nannte den Ökopark einen „zuverlässigen Partner“, was sich nicht nur bei der Betreuung von sieben durch die Deutsche Auslandshandelskammer in China organisierten sieben Charterflügen für nach China zurückkehrende deutsche Manager und deren Familienangehörige im vergangenen Jahr bewiesen habe. Der Botschafter betonte, der Ökopark steht für eine nachhaltige Strategie der wirtschaftlichen Entwicklung. Chinas Ziel, bis zum Jahr 2060 CO2-Neutralität zu erreichen, biete gerade deutschen Unternehmen vielfältige Chancen für Kooperationen. Im Ökopark besuchte die Kammerdelegation unter anderem das Passivhaus-Technikzentrum. Das erste alleinstehende Passivhaus in Asien wurde in Kooperation mit deutschen Partnern errichtet und ist ein Beispiel für nachhaltiges Bauen. Im BGI, dem größten Genforschungszentrum Chinas, informierten sich die Delegationsteilnehmer über den Aufbau der einzigartigen biomarinen Genbank sowie die Arbeiten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.
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Bei einem Wirtschaftsforum betonte der Vorsitzende der Qingdaoer Politischen Konsultativkonferenz, Yang Jun, die Bedeutung der Kooperation mit Deutschland, das im vergangenen Jahr der größte Handelspartner der Stadt war. Deutsche Unternehmen führen nach Volumen die Liste der Investoren an. Yang Jun verwies auf das Anfang dieses Jahres verabschiedete „Dokument Nr. 1“, das den umfassenden Ausbau der Kooperation mit Deutschland zum Programm macht. Neben der starken wirtschaftlichen Kooperation spielten historische Bande und enger gesellschaftlich-kultureller Austausch eine besondere Rolle. Ein Symbol dieser umfassenden Kooperation sei das Logo von Haier. Der Hersteller weißer Ware, der inzwischen ein komplettes Smart-Home-Angebot hat und in vielen anderen Industriebereichen der 4. Generation aktiv ist, wurde ursprünglich als Joint Venture mit Liebherr gegründet. Das Logo besteht aus zwei Jungen: einem schwarzhaarigen chinesischen und einem blonden deutschen.
Clas Neumann betonte in seiner Rede, dass China für deutsche Unternehmen ein Schlüsselmarkt für deutsche Investitionen im Ausland bleibe. Abzugstendenzen gebe es nicht. Vielmehr würden deutsche Unternehmen zunehmend lokalisieren und in China Forschungs- und Entwicklungskapazitäten aufbauen. Qingdao als „Innovations-Powerhouse“ biete dafür gute Möglichkeiten. Er verwies aber auch auf die Notwendigkeit des Austauschs von Experten. „Nicht alles kann über Video-Schalten gelöst werden.“ Er dankte Qingdao dafür, dass die Stadt in diesem Sommer erneut Charter-Flüge für deutsche Manager empfangen und betreuen werde. Wang Li, Vizepräsidentin des Verwaltungskomitees des Deutsch-Chinesischen Ökoparks sagte, die Kollegen seien stolz, Teil der „Luftbrücke der Freundschaft“ zu sein.
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Konkret wurde es dann beim Matchmaking: Vertreter aus rund 40 Qingdaoer Unternehmen nutzten die Gelegenheit, um mit ihren deutschen Partnern Ansätze für künftige Kooperation zu sondieren.