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Im Ökopark getroffen: Hu Yun
Miteinander reden und die Zukunft besser gestalten
„Wenn ich wie jedes Jahr am 31. Dezember Bilanz ziehe, fällt sie diesmal sehr positiv aus“, sagt Hu Yun und lächelt zufrieden, obwohl 2020 alles andere als einfach war. Zu den Pluspunkten gehört der Einsatz bei der Quarantäne-Betreuung der mit den AHK-Charterflugzeuge aus Europa nach China zurückgekehrten deutschen Manager. Sieben Maschinen hatten Qingdao als Ziel. „Für mich war das eine außerordentlich wertvolle Erfahrung.“ Ob Geschäftsführer oder kleines Kind – die Menschen seien doch alle gleich. Selbst wenn die Kommunikation zuweilen etwas holprig verlief – ein freundlicher, offener Blick in die Augen konnte das Eis brechen. Ja, nicht jeder Gast sei einfach gewesen, gibt sie zu. Überwogen habe aber „Dankbarkeit der Gäste, denen wir Partner und Stütze waren“. Sogar Freundschaften seien entstanden, mit Menschen, denen Hu Yun unter anderen Umständen möglicherweise nie begegnet wäre.
Zweimal zwei Wochen war sie im Einsatz. Freiwillig. Dabei wollte der Chef die jungen Mütter zunächst nicht einsetzen. „Warum?“, fragt sie. „Früher bin ich ja auch auf Geschäftsreise gefahren und keinen hat gekümmert, dass zu Hause mein kleiner Sohn wartet.“ So klein ist er inzwischen nicht mehr. Und bei Hu Yuns Eltern war der „junge Mann“ in guter Obhut.
Die Basis ist das Verstehen
Die stets eine sympathische Ruhe ausstrahlende junge Frau gehört zum zwölfköpfigen Team des vor Jahresfrist gegründeten Deutsch-Chinesischen Treffpunkts Qingdao. In gewisser Weise stehe dieser dafür, was sie im Quarantäne-Hotel getan hat: Austausch zwischen den Menschen beider Ländern fördern, den Dialog intensivieren, sich besser kennenlernen. „Das ist doch die Voraussetzung für unsere gute wirtschaftliche Zusammenarbeit.“ Dass Kooperation vor allem durch Personen lebt, die sie gestalten, sei ihr als Mitglied der „Deutsch-Chinesischen Zukunftsbrücke“ bewusst geworden. „Ein ideales Forum, um sich mit jungen Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft auszutauschen“, sei das. Im Dialog Anregungen für gemeinsames Handeln zu erhalten, neue Ideen zu entwickeln – für Hu Yun ist das wichtige Inspiration.
Aus Baotou in der Inneren Mongolei stammt sie. Spross einer „Metallurgen-Dynastie“. Großvater und Vater waren bei Baogang, dem lokalen Stahlwerk beschäftigt. Sie selbst hat nach dem Außenhandels- und Anglistik-Studium im Marketing der Konstruktionsgesellschaft der Gruppe gearbeitet. „Essen, das Ruhrgebiet – das sind meine ersten Erinnerungen an Deutschland.“
Ökopark – eine fesselnde Vision
2012 wurde das Büro samt Belegschaft nach Qingdao verlegt. 2014, als der Ökopark noch weitgehend Brachland war, gehörte Hu Yun zu denen, die an Projekten zum Bau der ersten Standard-Fabriken beteiligt waren. „Schon damals hat mich die Vision fasziniert, die in der Idee lag, einen Deutsch-Chinesischen Ökopark aufzubauen.“ Ihr sei es wie ein „Märchenland“ vorgekommen, was da in der Wirtschaftsentwicklungszone Huangdao geplant war. Heute stellt sie fest: „Es waren keine leeren Worte.“
Als vor nunmehr drei Jahren im Ökopark Stellen ausgeschrieben wurden, hat Hu Yun, die gerade dabei war, sich neu zu orientieren, nicht gezögert, sich zu bewerben. An innovativen Projekten mitzuarbeiten, ist für sie Herausforderung und Ansporn. Sie macht sich allerdings auch Gedanken, wie mehr erreicht werden kann, und meint, die Mitarbeiter müssten noch stärker stimuliert werden, Initiative zu zeigen, Ideen zu entwickeln. Weniger Alltagsmühle, mehr Kreativität.
Übrigens, kennengelernt haben wir uns, da waren wir beide im Ökopark gerade angekommen. Hu Yun fragte nach meinem „englischen Namen“. Knapp angebunden antwortete ich, keinen „englischen Namen“ zu haben. Staunen folgte der Aha-Effekt. Und der Beginn einer Freundschaft. Peter Tichauer
Der Artikel erscheint auch in "China insight" 4/2020.