Im Ökopark getroffen: Yu Lili - Sie hat die Handelsplattform im Ökopark groß gemacht
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Yu Lili ist das Herz der Deutsch-Chinesischen Handelsplattform im Ökopark.
Mit ihr einen Termin zu vereinbaren, ist nicht so einfach. Immer wieder kommt kurzfristig etwas dazwischen – mal kündigen sich Besucher vom Qingdaoer Handelsbüro an, mal der Zoll. Yu Lili ist ein „alter Ökopark-Hase“ und eine vielbeschäftigte Frau, deren Herz für den Handel zwischen Deutschland und China schlägt. Während im März der Absatz von Getränken fast zum Stillstand gekommen war, geht es jetzt wieder richtig rund. Bei schnelldrehenden Konsumgütern, die vor allem im Cross-Border Online-Geschäft gehandelt werden, hat die Corona-Krise ohnehin kaum Auswirkungen gehabt. Die quirlige 39-Jährige, die ein österreichisch geprägtes Deutsch spricht, ist Geschäftsführerin der Handelsgesellschaft im Ökopark und das gute Herz der Deutsch-Chinesischen Handelsplattform (中德商通), die auch hochwertige Baumaterialien vertreibt, insbesondere für Energie sparende Gebäude.
Nicht kleckern, sondern klotzen
Die Initiative des damaligen Ökopark-Präsidenten Zhao Shiyu, die Handelsplattform aufzubauen, findet Yu Lili „einen idealen Schachzug“. Deutschen Markenproduzenten zu helfen, den chinesischen Markt zu erschließen, sei die beste Werbemaßnahme für den Ökopark, so Zhaos Auffassung. Yu Lili sieht das genauso und legt die Latte heute noch viel höher: „Ich möchte, dass unsere Handelsplattform zu dem Markenzeichen für den Deutsch-Chinesen Warenaustausch wird“, sagt sie. Und gleich darauf noch deutlicher: „Wer künftig über den deutsch-chinesischen Handel spricht, soll zuallererst an uns denken.“ Ein hoher Anspruch. Das weiß auch Yu Lili.
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Seit gut einem Jahr im neuen Domizil: Deutsch-Chinesische Handelsplattform im Ökopark.
Immerhin importiert China derzeit jährlich Waren für fast 800 Milliarden Yuan aus Deutschland. Jedoch: In gut sieben Jahren ist aus dem „Baby“ ein „properer Kerl“ gewachsen, erzählt die Managerin. „Im ersten Jahr haben wir mit fünf Kollegen einen Umsatz von einer Million Yuan realisiert. Heute sind 70 Mitarbeiter bei mir beschäftigt, und im vergangenen Jahr haben wir die 500-Millionen-Grenze geknackt.“ Über ihr Gesicht huscht ein verschmitztes Lächeln als sie sagt, in diesen großen Schritten solle es auch künftig weitergehen. Und wieder ernster fügt sie an, dass die Handelsplattform mit der Gründung des Deutsch-Chinesischen Treffpunktes eine neue Qualität bekommen wird, wenn neben den auf absehbare Zeit Schwerpunkt bleibenden schnelldrehenden Konsumgütern hochwertige technische Produkte das Sortiment ergänzen. „Damit dieser neue Entwicklungsschritt von Erfolg gekrönt wird, brauchen wir Experten, die die anspruchsvollen Produkte zielgerichtet vermarkten können“, gibt sie zu Bedenken.
Ein idealer Arbeitsplatz
Einen besseres Arbeitsumfeld als den Deutsch-Chinesischen Ökopark kann sich Yu Lili eigentlich nicht vorstellen. Dass die Regierungen beider Länder an der Wiege des Parks standen sei ebenso wichtig für seine Entwicklung wie die hohe Aufmerksamkeit, die Qingdaos Verwaltung dem Ökopark schenkte, insbesondere in den Anfangsjahren. Nirgends im Land gebe es solch ein „deutsch geprägtes Team“, das in so kurzer Zeit aus dem Nichts eine blühende Landschaft entstehen lassen hat. Für Yu Lili macht dies die Faszination Ökopark aus. „Als ich hier anfing, dachte ich in Jahrzehnten. Dass in nicht einmal zehn Jahren eine kleine Stadt entstanden ist, hätte ich mir nicht träumen lassen.“
Dass ihr Arbeitsleben einmal so eng mit dem deutschsprachigen Raum verbunden sein wird, hat die gebürtige Huangdaoerin während ihres Informatik-Studiums in Zibo auch nicht gedacht. Der Zufall wollte es, dass ihre Uni mit der Universität Linz ein Austauschprogramm hatte. Die Chance habe sie genutzt, um nicht in der Lehre zu enden und nach vier Jahren als Diplom-Ingenieurin für Informatik in die Heimat zurückzukehren, wo sie ihr Europa-Know-how im Ökopark einbringen kann. Peter Tichauer
Der Artikel erscheint Ende Juni in Ausgabe 2/2020 des Wirtschaftsmagazins aus dem Deutsch-Chinesischen Ökopark – China insight.