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Der Deutsch-Chinesische Ökopark ist längst ein Treffpunkt zwischen deutschen und chinesischen Unternehmern. So in etwa sagte es der Geschäftsführer des German Centres Shanghai, Christian Sommer, bei der Einweihung des Deutsch-Chinesischen Treffpunkts Qingdao am 28. November des vergangenen Jahres. Ist es also nur ein neuer Name? Alter Wein in neuen Schläuchen?
„Nein“, sagt Zhao Wei. Der Repräsentant des Deutsch-Chinesischen Ökoparks in Deutschland ist Geschäftsführer des Arbeitsstabes für den Aufbau des Treffpunktes und seine inhaltliche Ausgestaltung. Für ihn ist klar, mit dem „Treffpunkt soll der Austausch mit Deutschland auf eine qualitativ neue Stufe gehoben werden“, sollen deutschen Unternehmen noch bessere Möglichkeiten geboten werden, den chinesischen Markt zu erschließen, vor allem Unternehmen, die bisher noch nicht in China aktiv sind.
Qingdaos internationales Geschäft stärken
Qingdao, das 2019 mit einem Gesamtvolumen von 1.174,13 Milliarden Yuan das Bruttosozialprodukt gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent gesteigert hat, will sich in den kommenden Jahren noch stärker als einflussreiches wirtschaftliches Zentrum nördlich des Jangtse positionieren und für Nordchina eine ähnliche Ausstrahlungskraft erreichen, wie sie Shenzhen im Süden des Landes hat. Laut statistischem Jahresbericht hat der Außenhandel der Stadt im vergangenen Jahr einerseits davon profitiert, dass sie bedeutender Knotenpunkt der Seidenstraßen-Routen ist. Gleichzeitig sind von der Gründung der Pilot-Freihandelszone Shandong wesentliche Impulse ausgegangen. Mit 53 Quadratkilometern beherbergt Qingdao die flächenmäßig größte der drei Teilzonen. Waren im Wert von 592,56 Milliarden Yuan wurden im vergangenen Jahr in Qingdao im Außenhandel umgeschlagen. Das Volumen ist im Vergleich zu 2018 um 11,2 Prozent gestiegen, und der statistische Bericht weist aus, dass damit lag die Steigerungsrate des Handelsvolumens fünfeinhalb Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres.
Nach dem Willen von Qingdaos Parteisekretär Wang Qingxian soll dieser Schwung auch in den kommenden Jahren anhalten. Internationale Treffpunkte sollen zum Nukleus dieser Entwicklung werden, so die Vorstellung. Der chinesische Begriff 客厅 (kètīng), also Empfangssalon, steht dafür. Mit anderen Worten: Qingdao sorgt dafür, dass sich Unternehmer aus dem Ausland in der Stadt nicht nur wohlfühlen, sondern auch eine Infrastruktur vorfinden, die es ihnen ermöglicht, erfolgreich Geschäfte aufzubauen und zu entwickeln. Fünf sogenannte Treffpunkte sind geplant: ein deutscher, ein koreanischer und ein japanischer, ein israelischer und einer für die Länder der Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit.
Der Deutsch-Chinesische und der Japanisch-Chinesische Treffpunkt sind in der Zone für Internationale Wirtschaftliche Zusammenarbeit (Deutsch-Chinesischer Ökopark) angesiedelt. Drei wesentliche Plattformen werden das Rückgrat des Deutsch-Chinesischen Treffpunktes bilden, wobei es Zhao Wei zufolge vor allem darauf ankomme, den Treffpunkt zu einem Dreh- und Angelpunkt für den Austausch von Waren und Technologien zu machen.
Den chinesischen Markt „knacken“
So soll denn auch die futuristisch anmutende Ausstellungshalle der Deutsch-Chinesischen Handelsbrücke (中德商通) zum Puls des Treffpunktes werden. Das Gebäude an der Tuanjie Lu gleicht einem gewaltigen Segel, das gesetzt wurde, um mit voller Fahrt auf Kurs zu gehen. Rund 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen deutschen Herstellern ab April zur Verfügung, um ihre Waren und Technologien in einer betreuten Dauerausstellung zu präsentieren. Zunächst kostenfrei, wie Zhao Wei betont. Investitionsgüter und technische Erzeugnisse made in Germany sollen von hieraus den Weg zu chinesischen Kunden finden. „In erster Linie von Firmen, die bisher noch nicht in China aktiv sind“, sagt Zhao Wei, der ergänzt: „Wir stellen uns eine Plattform vor, die es den Unternehmen ermöglicht, den chinesischen Markt zu ‚knacken‘.“
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Ausschließlich Ausstellungsflächen zur Verfügung zu stellen, reicht selbstverständlich nicht aus, weiß auch Zhao Wei. Die Firmen-Präsentationen müssen „gepflegt“ werden. Potenzielle chinesische Kunden müssen gezielt gefunden und eingeladen werden, die Ausstellung zu besuchen. Dazu sollen Kanäle zu chinesischen Branchenverbänden und Handelskammern aufgebaut und genutzt werden.
Und es muss ein Team von „schlagkräftigen“ Mitarbeitern bereit stehen, die sowohl in der Lage sind, sich schnell Grundkenntnisse zu den technischen Besonderheiten der einzelnen Produkte anzueignen, als auch erste Verkaufsgespräche mit interessierten Kunden zu führen. Dass diese Kollegen auch über gute Deutsch-Kenntnisse verfügen und verstehen müssen, wie deutsche Geschäftsleute „ticken“, ist selbstverständlich. „Dieses Team aufzubauen und zu schulen, ist nicht weniger wichtig, als eine funktionsfähige moderne Ausstellungsplattform zu haben.“
Das wird die Herausforderung in den kommenden Wochen sein, denn allen Verantwortlichen ist klar, dass diese Handelsplattform langfristig nur erfolgreich bestehen kann, wenn es gelingt, handfeste Ergebnisse auf den Tisch zu legen. „Wir müssen Erfolg produzieren“, gibt Zhao Wei das Ziel vor. Nur so entstehen Cluster. Nicht mit schönen Worten, sondern durch Taten und Ergebnisse, die kommuniziert werden, und zwar von den Unternehmen, die hier Verträge unter Dach und Fach bringen können. Das ist die Messlatte für den Erfolg des Treffpunkts.
Menschen miteinander verbinden
Ein Treffpunkt wird aber erst zu einem Treffpunkt, wenn er auch für den Dialog zwischen Akteuren im bilateralen Geschäft einen Rahmen schafft. Dafür werden derzeit der „Blaue“ und der „Grüne“ Pavillon hergerichtet.
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Im „Blauen Pavillon“ wird Raum für kleinere Verhandlungsrunden geschaffen, eingerahmt in eine modern gestaltete Ausstellung zu den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Qingdao und Deutschland. Im „Grünen Pavillon“ können größere Konferenzen und Kooperationsbörsen durchgeführt werden. Für Konferenzen bietet sich zudem der große Saal im Passivhaus-Technikzentrum an.
Außerdem wird gerade der deutsche Pavillon der Welt-Gartenbau-Ausstellung 2019 in Peking in den Deutsch-Chinesischen Ökopark „verpflanzt“. Mit seinen 800 Quadratmetern bietet er eine eher intime Atmosphäre und ein gemütliches Umfeld, für Feiern, Firmentreffen und -schulungen. Auch können die deutschen Partnerstädte Qingdaos den Pavillon nutzen, um für sich zu werben.
Und schließlich die dritte Plattform des Treffpunktes, die laut Zhao Wei als eine Dienstleistungsplattform für deutsche Unternehmen und Unternehmer konzipiert ist. „Das Spektrum reicht von Unternehmensdienstleistungen bis zur Unterstützung beim Gestalten des Alltags.“ Das heißt, es werden Experten und Ansprechpartner bereitstehen, die helfen, Lieferanten in China zu finden und Rechtsstreitigkeiten beizulegen. Auch Visaangelegenheiten sollen, so die Idee, hier geklärt werden können.
Auch das German Enterprise Centre mit seinen modernen Büroflächen und Business-Dienstleistungen sowie das InterCity Hotel sind Teil dieser Plattform.
Und nicht zuletzt soll die Infrastruktur weiterentwickelt werden, die Deutsche erwarten, wenn sie sich hier mit ihren Familien ansiedeln wollen: internationale Kindergärten, Schulen, Freizeiteinrichtungen, aber auch eine medizinische Versorgung nach europäischen Standards.
Peter Tichauer