2010 vereinbarten die Regierungen Deutschlands und Chinas, den Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao aufzubauen. Ziel ist, in dem Gewerbegebiet, das in seiner Endausbauphase 72 Quadratkilometer groß sein soll, die Anwendung moderner Umwelttechnologien im Prozess der Urbanisierung zu demonstrieren und Unternehmen anzusiedeln, die umweltfreundlich und nachhaltig produzieren.
Der Deutsch-Chinesische Ökopark befindet sich im Nordosten von Huangdao. Dem knapp 2.100 Quadratkilometer großen Bezirk am westlichen Ufer der Jiaozhou-Bucht wurde 2014 unter dem Namen „West Coast“ vom Staatsrat der VR China der Status eines „neuen Bezirks“ verliehen. Seitdem hat die wirtschaftliche Dynamik von Huangdao an Fahrt gewonnen. Heute wird dort ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts von Qingdao erzeugt. Mit mehr als 1.576 Milliarden Yuan BIP im Jahr 2023 gehört Qingdao zu den chinesischen Städten mit dem höchsten Wirtschaftswachstum (+5,9 Prozent). Nach Wirtschaftsleistung rangiert Qingdao unter den chinesischen Städten auf dem 13. und unter den Städten im Norden Chinas auf dem 3. Rang. Im Südosten der Shandong-Halbinsel gelegen, ist die Stadt ein wichtiger Produktionsstandort für Haushaltselektronik und weiße Ware, Fahrzeuge und Schienenfahrzeuge, Maschinen und Anlagen, Lebensmittel. Ein weiterer wichtiger Industriezweig ist die maritime Wirtschaft.
Mit dem Hafen, nach TEU-Umschlag der fünftgrößte der Welt (mehr als 30 Mio. TEU im Jahr 2022), und wichtigen Schienenverbindungen nach Eurasien ist Qingdao ein bedeutendes Außenhandels- und Logistikzentrum an der chinesischen Ostküste. Dank der kilometerlangen Strände, des milden Klimas und des gut erhaltenen architektonischen Erbes aus der Zeit als Qingdao deutsches Pachtgebiet war (1898 bis 1914) ist die Stadt am Gelben Meer ein beliebtes Reiseziel.
Die Zehn-Millionen-Metropole und Hafenstadt Qingdao an der Jiaozou-Bucht im Südosten der Shandong-Halbinsel gehört zu den ersten Städten, die im Rahmen der von Deng Xiaoping vor 40 Jahren eingeleiteten Reform- und Öffnungspolitik für ausländische Investitionen geöffnet wurden. Mit einem BIP-Plus von 5,9 Prozent (2023 gegenüber 2022) zählt Qingdao heute zu den chinesischen Städten mit dem höchsten Wirtschaftswachstum. Dieses verdankt die Stadt unter anderem dem eisfreien und natürlichen Tiefsee-Hafen, der nach Container-Umschlagvolumen weltweit auf dem 5. Platz rangiert: 2023 wurden dort mehr als 30 Millionen TEU Container umgeschlagen. Hinzu kamen über 700 Millionen Tonnen Schüttgut. Im Mai 2017 wurde im Hafen des erste vollautomatische Terminal Asiens in Betrieb genommen. Pro Stunde können dort im Schnitt 43 Standard-Container abgefertigt werden.
Im August 2019 hat der Staatsrat der VR China die Gründung der Pilot-Freihandelszone Shandong bestätigt. Die insgesamt 119,98 Quadratkilometer Zone besteht aus drei Teilzonen (Jinan, Qingdao, Yantai), wobei die Teilzone Qingdao mit 52 Quadratkilometern die größte ist. Rund 20 Quadratkilometern des Deutsch-Chinesischen Ökopark sind Bestandteil der Pilot-Freihandelszone. 2022 wurden in der Teilzone Qingdao ausländische Direktinvestitionen von 850 Millionen US-Dollar realisiert. Das Außenhandelsvolumen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent auf 201 Milliarden Yuan.
Qingdao ist einer der wichtigsten Standorte des Landes für die Produktion von Konsumelektronik und weißer Ware: Hersteller wie Haier, Hisense oder Aucma haben in Qingdao ihre Headquarter, Forschungs- und Entwicklungszentren sowie Produktionsbetriebe. Außerdem ist Qingdao ein Zentrum des chinesischen Schienenfahrzeugbaus: Die CRRC Qingdao Sifang Co., Ltd. ist unter anderem Hersteller von Triebfahrzeugen für Chinas Hochgeschwindigkeitsszüge. Weitere wichtige Branchen in der Stadt sind die Lebensmittel- und Getränkeproduktion. Die älteste Biermarke Chinas, das Tsingtau-Bier, wird hier gebraut. Die Verarbeitung von Fisch und Meeresfrüchten ist ein weiterer wichtiger Produktionszweig. Und nicht zuletzt ist Qingdao mit seinen kilometerlangen Stränden und dem gut erhaltenen architektonischen Erbe aus der Zeit als Qingdao deutsches Pachtgebiet war (1898 bis 1914) ein attraktives Reiseziel. Seit 1990 wird in Qingdao jährlich Ende Juli, Anfang August das Internationale Bierfestival veranstaltet. Die Stadt gehört nach Ansicht vieler Chinesen zu den lebenswertesten Städten des Landes.
Aufgrund seiner geografischen Lage ist Qingdao ein wichtiger Knotenpunkt der Seidenstraße – im Umkreis von einer Flugstunde können aus Qingdao die Wirtschaftscluster rund um Peking, Shanghai und in Zentralchina mit insgesamt rund 500 Millionen Konsumenten erreicht werden. Als Logistikzentrum sowohl für den Seetransport als auch für den Schienenverkehr gewinnt die Stadt zunehmende Bedeutung für den chinesischen Außenhandel. In Jiaodong wurde 2021 der neue Internationale Flughafen mit zwei Landebahnen in Betrieb genommen, der auf eine Kapazität von jährlich 55 bis 60 Millionen Fluggästen und 10 Millionen Tonnen Luftfracht ausgelegt ist. Mit Inbetriebnahme des neuen Flughafens wurde der alte Internationale Flughafen Liuting stillgelegt.
Huangdao am Westufer der Jiaozhou-Bucht am Gelben Meer hat bereits seit drei Jahrzehnten den Status einer Wirtschaftsentwicklungszone. Mit dem 2014 gefassten Beschluss der Zentralregierung, den 2.130 Quadratkilometer großen Bezirk unter dem Namen „West Coast“ (Westküste) als „Neuen Bezirk“ zu entwickeln, hat die Wirtschaft einen Schub erhalten. Die „Neuen Bezirke“ (derzeit insgesamt 19 in China) dienen dazu, in den unterschiedlichen Bereichen Reformansätze zu testen und das Management zu vervollkommnen. 2022 hat die West Coast New Area mit 469,19 Milliarden Yuan mehr als ein Drittel des Qingdaoer Bruttoinlandsproduktes erzeugt. Die Bezirksregierung geht davon aus, dass ausländisch investierte Unternehmen bis 2025 zu etwa 40 Prozent zum BIP beitragen werden. Unternehmen in der West Coast New Area realisierten 2022 ein Außenhandelsvolumen von 326,05 Milliarden Yuan.
In der West Coast New Area werden Modelle erprobt, wie Realwirtschaft und ökologische Entwicklung in Einklang gebracht werden könne. Im Automobilbau soll ein Schwerpunkt auf die Elektromobilität gesetzt werden, in der chemischen Industrie auf Methoden, die Produktion umweltfreundlicher zu gestalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die maritime Wirtschaft, angefangen von der Verarbeitung von Fisch und Meeresprodukten über die Biomedizin auf der Basis maritimer Rohstoffe bis hin zum Schiffbau und zur Entwicklung von moderner Technologie zur Erkundung der Meere, vor allem in extremen Tiefen. Dazu kommen industrienahe Dienstleistungen und Kreativwirtschaft. Die im April eröffneten Wanda-Filmstudios machen die Stadt zum „Hollywood Nordchinas“.
Wichtigstes Industriecluster ist der etwa 20 Kilometer nördlich des Bezirkszentrums angesiedelte Deutsch-Chinesische Ökopark.
Die Gründung des Deutsch-Chinesischen Ökoparks geht auf eine gemeinsame Initiative der Regierungen Deutschlands und Chinas zur Intensivierung der Zusammenarbeit bei der nachhaltigen Urbanisierung und umweltfreundlichen Produktion zurück. 2010 wurde im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Wen Jiabao die „Absichtserklärung zum Aufbau des Deutsch-Chinesischen Ökoparks“ unterzeichnet. Zwei Jahre später wurde mit dem Aufbau des Gewerbegebietes begonnen, in dem für China beispielhaft demonstriert wird, wie industrielle Entwicklung und umweltfreundliches Wohnen in Einklang gebracht werden können. Dabei sind deutsche Ideen und Standards die Orientierung. Das Gewerbegebiet soll in der Endausbaustufe eine Fläche von knapp 72 Quadratkilometern haben. Derzeit sind 35 Quadratkilometer erschlossen.
Unternehmen im Deutsch-Chinesischer Ökopark bilanzieren für 2023 ein Volumen der Industrieproduktion von 26,8 Milliarden Yuan. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um 20 Prozent. Ausländische Unternehmen haben 141 Millionen US-Dollar investiert. Inländische Unternehmen investierten 6,2 Milliarden Yuan, 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Anlageinvestitionen im Wert von geschätzt 21 Milliarden Yuan wurden getätigt. Das waren zwölf Prozent mehr als 2022. Das Gesamtsteueraufkommen ist gegenüber dem Vorjahr um etwa 20 Prozent auf 1,4 Milliarden Yuan gestiegen.
Rund 20 Quadratkilometer des Deutsch-Chinesischen Ökoparks sind Bestandteil der Qingdao-Teilzone der im August vom Staatsrat der VR China bestätigten Pilot-Freihandelszone Shandong. Gleichzeitig ist der Ökopark Standort des Deutsch-Chinesischen Treffpunkts Qingdao, einer neuen Plattform der Stadt, die darauf zielt, den Wirtschafts-, Handels- und Kulturbeziehungen mit Deutschland neue Impulse zu verleihen.
2016 wurde im Deutsch-Chinesischen Ökopark das German Enterprise Centre Qingdao eingeweiht, das vom German Centre Shanghai gemanaged wird. Zudem haben Mannheim, Oldenburg, Regensburg und Rheinland-Pfalz Verbindungsbüros im Deutsch-Chinesischen Ökopark.
Im Ökopark gibt es Schwerpunkt-Industrie-Cluster: intelligente Fertigung (Industrie 4.0), Lebenswissenschaften, erneuerbare Energien und neue Materialien, Maschinen- und Anlagenbau mit hoher Wertschöpfung, Chip-Produktion und integrierte Schaltkreise. Dem Wunsch der Investoren nach einem internationalen Umfeld folgend, ist der Deutsch-Chinesische Ökopark seit 2017 das Herzstück der 204 Quadratmeter großen Zone für Internationale Wirtschaftliche Kooperation mit Plattformen für die Zusammenarbeit mit Großbritannien, Russland, Frankreich, Brasilien, Japan, Korea, Finnland und mit der Schweiz.
Gleichzeitig versteht sich der Deutsch-Chinesische Ökopark als Brücke für den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und China.
Mit der Erarbeitung des Masterplans sowie der Verkehrs-, Stadt- und Landschaftsplanung wurden die deutschen Architekturbüros und Planungsgesellschaften gmp, SBA, FTA, Obermeyer Planen + Beraten beauftragt. Dabei sollte das Grundprinzip „Grün und inklusive“ umgesetzt werden. 45 Prozent der Flächen sind für die Ansiedlung von Unternehmen und Gewerbe vorgesehen, 30 Prozent für Verkehrswege und Grünflächen sowie 25 Prozent für Wohnraum und öffentliche Einrichtungen. Dezentrale Energieversorgung und moderne Netzwerktechnologie tragen zum Schutz der Ressourcen bei. Erneuerbare Energien sollen die Versorgung mit Strom sichern. Der Einsatz unterschiedlicher Energiequellen entsprechend der konkreten Nachfrage wird über ein Cloud-System gesteuert. Durch sogenannte Schwammstadt-Technologie, also Dominanz unversiegelter Flächen, wird dafür gesorgt, dass die Ressource Wasser nachhaltig genutzt werden kann. Chinesische und deutsche Experten haben ein 40 Parameter umfassendes Indikatoren-System für die Einhaltung der Umweltstandards erarbeitet, das vom TÜV Nord zertifiziert wurde.
Der Deutsch-Chinesische Ökopark liegt knapp 50 Kilometer vom Internationalen Flughafen Jiaodong entfernt. Direkte Flugverbindungen gibt es unter anderem nach Frankfurt am Main, London und Moskau. Qingdaos Haupt- [青岛站] und Nordbahnhof [青岛北站]) sind jeweils rund 40 Kilometer entfernt. Die Stadt ist an das Hochgeschwindigkeits-Schienennetz angebunden. Nach Ausbau der Strecke Qingdao – Jinan dauert die Fahrt nach Peking mit dem Hochgeschwindigkeitszug weniger als 4 Stunden. Zudem wird Ende 2018 die Strecke Qingdao – Lianyungang modernisiert sein – die Zugfahrt nach Shanghai dauert dann nur noch 3 Stunden. Der Ökopark befindet sich nur wenige Fahrminuten vom Autobahnkreuz Huangdao entfernt. Über die G22 ist das landesweite Autobahnnetz schnell zu erreichen. Zum Hafen, der 180 internationale Seeverbindungen unterhält, sind es ebenfalls nur wenige Fahrminuten, der Güterbahnhof ist 8 Kilometer vom Deutsch-Chinesischen Ökopark entfernt.
Die Qingdaoer Innenstadt kann vom Deutsch-Chinesischen Ökopark über die Jiaozhou-Bucht-Brücke im Norden der Bucht oder den 2011 eröffneten Jiaozhou-Bucht-Tunnel im Süden der Bucht erreicht werden. Die Brücke ist mit 36,5 Kilometern die zweitlängste Übersee-Brücke in China. In Planung ist derzeit ein zweiter Autotunnel nördlich des bestehenden, um den Verkehr zwischen Qingdao und Huangdao weiter zu entlasten. Des Weiteren besteht mit der U1 eine Metro-Verbindung in das Stadtzentrum. Sie hat einen Anschluss an die U13, die 2018 eingeweiht wurde und im Süden Huangdaos von Ost nach West verläuft. 2024 nimmt die U6 den Betrieb auf, die von der Tangdao-Bucht im Süden Huangdaos Richtung Norden verläuft und drei Stationen im Ökopark hat. Das ist die landesweit erste führerlose U-Bahn-Strecke sein. In Huangdao besteht dann eine Umsteigemöglichkeit in die U1 Richtung historisches Stadtzentrum und Nordbahnhof. In Planung ist zudem die U12, die vom Goldstrand Richtung Norden verlaufen und eine Umsteigemöglichkeit in die Flughafenlinie nach Jiaodong bieten soll.
Der Deutsch-Chinesische Ökopark wird von einem Verwaltungskomitee verwaltet. Die Deutsch-Chinesische United Group (SGU) ein Unternehmen des Verwaltungskomitees, erschließt und vermarktet den Deutsch-Chinesischen Ökopark. Die SGU hat zahlreiche Tochterunternehmen, darunter eine an der Frankfurter Börse gelistete Aktiengesellschaft. In München und Frankfurt am Main unterhält sie Verbindungsbüros des Deutsch-Chinesischen Ökoparks. Darüber hinaus gehört die Qingdao West-Coast Investment & Promotion Co., Ltd., zum Verwaltungskomitee des Ökoparks. Ihre Aufgabe ist, die Region als Investitionsziel zu vermarkten.